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Das Telefon klingelte. Jürgen war dran. Lothar, kannst Du mal eben vorbeikommen? Ich brauche Deine Hilfe für den Ton. Ich sagte: Klar. Allerdings, wie soll ich zur Pizzeria kommen? Ich sitze hier bei Deinen Schwiegereltern und trinke Kaffee. Jürgen kurz und knapp: Dann kommst Du mit meinem Auto, ich bin ja hier mit dem Bike! Upps ok, ich bin ja schon durch China und auch Vietnam gefahren. Aber jedes mal nur mit dem Bike. Autofahren ist hier mega anstrengend und gefährlich. Alles drückt auf die Hupe, links/rechts wird überholt – manche kommen dir entgegen, die gehören nicht in diese Richtung. Aber egal, es ging um die Show Way of Ella. Ich also los und was soll ich sagen? Hupe funktioniert. Nach 15 min war ich da. Rechner angeschlossen, Mikros getestet – alles gut.

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Die ersten Gäste kamen. Ich saß draußen, schrieb meiner Mama. Vor mir setzte eine Vietnamesin den Helm ab und lächelte mich an. Die kenn ich doch, dachte ich. Jau – es war Hon (zwischen Jürgen und mir – rechts Huyen). Sie traf ich 2014 schon ein Mal. Damals bedankte sie sich bei mir mit den Worten: „Danke, dass ich lebe, denn ohne Dich wäre ich gestorben.“ Damals war mir mulmig – genau wie heute. Wieder bedankte sie sich. Leute, ich bin weder Chirurg noch ein Wunderheiler. Ich habe lediglich zur richtigen Zeit ein Posting gesetzt. Andere habe dann ihre Medizin bezahlt, für ihre Kinder gesorgt usw. Ich war und bin (und werde es immer sein) nur das kleine x zwischen den Menschen hier und in Deutschland. Mehr nicht. Bin nur ein Vermittler in Sachen Hilfe.

Hon bedankte sich, unter Tränen erneut. Ich war ergriffen.

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Es war soweit. Der Saal war voll. Leute aus der Geschäftswelt, aus der Politik, aus den USA und aus Irland waren da. Viel wichtiger aber – die Jungs und Mädels aus dem Blindenheim. Sie sangen, spielten Instrumente und hatten Spaß.

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Den Vortrag, ich sprach Englisch, übersetzte Ha ins vietnamesische. Die Gäste lachten nicht an meinen Stellen, außer Oscar aus den USA. Jedoch brüllte der Saal oft nach Has Übersetzung. Ich denke, sie hat manchmal das eine oder andere ausgeschmückt. Pause.

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Der Querflötenvirtuose Tuan Anh hatte seinen Auftritt. 2013 hörte ich ihn, in diesem stinkigen Schlafsaal im Kinderheim. Da ich selbst mal Querflöte gespielt habe – kann ich sagen, manche Töne waren nicht so klasse. Und heute? Hammer! Keine Ahnung woher er die Luft nimmt, wie er das macht? Super gefühlvolle Musik, mit Entertainereinlagen. Mittlerweile gibt er selbst Unterricht und war schon sehr oft im TV. Trotz seines Erfolges ist er auf dem Boden geblieben. Er studiert in Hanoi und unterrichtet im Heim – mein Respekt!

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Pause Ende. Lothar nach vorne. Wieso? Der Politiktisch stand auf. Wallende Worte – Ha übersetzte. Ich habe nur noch Fragmente im Kopf. Vorbild, selbstlos fremde Kinder unterstützen, lächelnde Kinder, Zukunft! und dafür bekam ich den Staatsorden. Ist das der Hammer? Da bin ich wieder beim kleinen x – der Schnittstelle zwischen hier und da. Aber egal. Nun hab ich Blech am T-Shirt und ne Urkunde in der Hand. Habe aber bei meiner Dankesrede im Namen vom Way of Ella Team gesprochen, weil ich hab das alles ja nicht alleine gemacht. Der zweite Teil lief rund, Applaus Applaus, Bier – fertig. Die Kids schlugen sich die Mägen voll mit Pizza und Spagetti.

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Morgen gehts zum Künstler Thanh. Er leidet durch Agent Orange an Glasknochen und sein Körper versteinert langsam. Er kann entweder nur stehen oder liegen. Lange wird er nicht mehr leben, dass weiß er. Dennoch malt er sehr intensive, lebensbejahende, farbenfrohe Bilder und er hat für Diana eine Überraschung. Auch werden wir das Geschwisterpaar besuchen, das sich nur noch sitzend bewegen kann. Die Schmerzen sind zu heftig, sie können weder stehen noch gehen.

Leid und Freude sind so nah, wie Tag und Nacht.

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(Fotos: Diana Otte)

 

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2 Kommentare
  1. Andre
    Andre sagte:

    Lothar auch wenn Du nur das kleine X bist,so hast Du etwas großes vollbracht und kannst sehr stolz auf Dich und Deine fleißigen Helfer sein. Ohne Deinen Aufruf würde dies nicht sein!!!

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